» Vita

Werkeinführung

Thomas Buchholz: Himmelsfarben I für Gitarre solo

Die vorliegenden Gitarrenminiaturen enstanden im Auftrag des Kunstinstituts BAJA, Templin für einen Gitarrenwettbewerb für Schüler. Die Grundidee der Farbe in der Musik ist keineswegs neu. Vielmehr wissen wir von fast allen musikalischen Hochkulturen, daß sie die Synästhesie von visuell und auditiv wahrnehmbaren Schattierungen, die man mit dem Terminus color oder Farbe belegte, für derart wesentlich hielten, daß sie darüber die verschiedenartigsten Theorien entwickelten. Ausgehend von der antiken Vorstellung der Sphärenharmonie, in der das farblose Licht als klingend gedacht wurde, hat man viel später im 17. und 18. Jahrhundert Farbinstrumente konstruiert. Telemann berichtet in einer 1739 veröffentlichten Schrift über eine Augen-Orgel des Pater Castel: "...Es ist unstreitig, daß diß Farbenspiel ergetzen wird. Denn Music ist nichts anders als eine Ergetzlichkeit.", womit er der damals allgemeinen barocken Nachahmungsästhetik die Musik als Spiel entgegenhält. Skrjabin, Lapp und der Urvater einer harmoniebetonten Zwölftonmethode, Josef Matthias Hauer, entwickelten musikalische Gedanken, die von der Kunstsynthese aus Hör- und Farbempfindungen ausgingen. Gerade im 19. Jahrhundert spielte bei den Überlegungen Goethes Farbenlehre eine wichtige Rolle. Hat  man in früherer Zeit vorwiegend Tonskalen bzw. Tonarten bestimmten Farben zugeordnet, gewann in späterer Zeit der Einzelton immer stärker an Bedeutung. Andererseits führte das zu Abstraktionen, die in ihrem Ursprung derart subjektiv waren, daß man bis auf den heutigen Tag über kein allgemein anerkanntes Zuordnungssystem verfügt. Von den charakteristischen Unterschieden des Tonsystems durch verschiedene Temperierungen und Stimmtonhöhen mal ganz abgesehen. Es ist also ein sehr subjektives Empfinden von Farbe und Klangfarbe. In jedem Falle aber, und das lehrt uns die Geschichte, gehört zum Erfassen immer eine schöpferische musikalische Fantasie. Sie am Beispiel kurzer Miniaturen zu schulen, ist die Aufgabe der vorliegenden Sammlung.

TB.





© 2006 Thomas Buchholz - Komponist

  top ↑