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Die Neue Musik

Die neue Musik impliziert mit ihrem Terminus „NEU" nicht nur eine temporale Einordnung sondern einen qualitativen Zustand. Der Terminus „ZEITGENÖSSISCH" ist eine ungeschickte Variante von „NEU", weil er den temporalen Faktor betont. Nur eine Musik, die qualitativ neu ist, sollte Neue Musik heißen. Der Terminus „MODERN" ist modisch und damit veraltet sein Gegenstand bereits mit dem Entstehen. Es gibt zu viele Dinge, die wirklich neu sind, ohne modern zu sein.

Die wirklich neue Musik ist durch einen ständigen Ansturm an die Grenze zu verstehen, wodurch Entwicklung überhaupt möglich wird. Gefahren lauern, weil sich der Ansturm mittlerweile zu einer Art Geheimlehre, einer Kabbala, auszuweiten droht. Daher könnte mancher Rückgriff durchaus auch neu sein, weil er ebenfalls ein Ansturm gegen Grenzen ist. Ein genialer Geist wird hier verlangt, der neu seine Wurzeln in die alten Jahrhunderte treibt oder gar die alten Jahrhunderte neu erschafft.

Nur wer wirklich die Kraft besitzt, sich beim Treiben seiner Wurzeln in Vergangenes nicht zu verausgaben, sondern erst mit der Tiefe sich auszugeben beginnt, entgeht dem Ungeist des Plagiaten.

Die einzige mögliche Verbindung mit der Tradition ist diese: aus dem Boden der Jahrhunderte neu zu erwachsen. Nur so ist Geschichte in seiner Prozessualität überhaupt greifbar.

Ikarus, als er stürzte, war in seinem Sturz höher als all jene, die nie flogen.





© 2006 Thomas Buchholz - Komponist

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