Pressekritik: Bach-Triptychon
Thomas Buchholz: Bach-Triptychon für Blockflöte und Fagott, Verlag Neue Musik, NM 1772
ISBN: 978-3-7333-1351-7 | ISMN: M-2032-2326-9
Kompositionsjahr: 2013 , Spieldauer: 17'
Der Hallenser Komponist Thomas Buchholz hat sich mit seinen Kompositionen Drei Mond-lieder und Himmelsfarben II bereits intensiv mit den verschiedenen Möglichkeiten der Block-flöte beschäftigt.
Daneben fühlt er sich der mitteldeutschen Kantaten-Tradition verpflichtet und hat auch umfangreiche chor-symphonische Kompositionen in Anlehnung an Bachsche Werke geschaffen. So wundert es nicht,
dass er diese Erfahrungen in das Werk einfließen ließ, das er für den Wettbewerb Jugend musiziert komponiert hat. Das Bach-Triptychon ist für die Kategorie „Zeitgenössische Musik“ in der Duobesetzung
Blockflöte und Fagott entstanden. Der Komponist baut sein Werk auf drei Kantaten von Johann Sebastian Bach auf:
- Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147
- Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BWV 12
- Leichtgesinnte Flattergeister BWV 181
Buchholz lotet in dem Werk das gesamte Instrumentarium der Blockflöten-Familie vom Garklein bis hin zum Subbass aus. Auch das Fagott wechselt zum Kontrafagott. Dadurch ist die Komposition sehr farbenprächtig,
abwechslungs- und facettenreich, allerdings auch sehr aufwendig, um es in Gänze aufzuführen. Der Komponist weist aber darauf hin, dass man das Werk auch in Teilen aufführen kann. Buchholz versteht die Anlehnungen
an die Kantaten keineswegs als eine Aufgabe für den Zuhörer, Zitate zu finden, vielmehr soll er ihren spezifi-schen Charakter erkennen und nachempfinden.
Herz und Mund und Tat und Leben beginnt mit einem rhythmisch vertrackten Fagottsolo, das von der Altblockflöte wiederholt und fortgeführt wird. Der Satz lebt von der Verschachtelung der Figuren. Das anschließende
Meno mosso bringt im Fagott einen Anklang an die Bachsche Arie, die aber von virtuosen Figuren und Spaltklängen gestört wird. Der erste Teil des Triptychons endet mit einem Choral für Bassblockflöten-Spaltklänge
und einem Fagott-Ostinato, das rhythmisch immer weiter differenziert wird.
Ganz anders der zweite Teil Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen. Das Grave misterioso für Sub-bassflöte und Kontrafagott basiert auf Mikro-Intervallen. Beide Blasinstrumente werden mi-teinander verschränkt eingesetzt.
Die kleinen virtuosen Figuren, die wie Seufzer erklingen sollen, erinnern an das Oboensolo des Bachschen Originals. Der zweite Teil des Mittelstücks experimentiert mit Spaltklängen und Luftgeräuschen für Fagott und Subbass.
Für die Leichtgesinnten Flattergeister wählte der Komponist einen furiosen Sopraninoflöten-Einstieg. Das Fagott folgt im Ostinatobass, der immer bewegter wird und dann mit der Flöte zusammen agiert. Wie im Rausch wechseln
sich schließlich die beiden Instrumente ab. Es folgt ein Garklein-Solo, wobei ich denke, dass es besser wäre, die Cantilene auf einer Sopranino-Blockflöte zu spielen. Das Fagott korrespondiert nur mit einigen Spaltklängen und
endet in einem mysteriösen Frullato.
Den Abschluss des Werkes bildet ein virtuoses Vivace für Sopranblockflöte und Fagott. Hier kommen viele barocke Zitate zum Tragen. Eingeschoben werden zwei Choral-Episoden als eine Reminiszenz an das Grave misterioso
des Mittelteils. Das gut 17 Minuten lange Werk endet mit kleinen, flatterhaft ersterbenden Floskeln.
Die Komposition stellte eine ausgesprochene Bereicherung des Repertoires für diese Besetzung dar und ist für fortgeschrittene Musiker gedacht. Das Publikum wird für die nuancenrei-che Klangpalette sehr dankbar sein.
Susanne Erhardt
Fachzeitschrift für Holzblasinstrumente: Tibia 1/2017
www.ensemble-magazin.de
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